Wie alles Begann… Es war Frühjahr 2004, als ich das erste Mal eine trainierte Frau in live sah und feststellte, dass ich auch diesen fitten Look haben möchte. Eine Woche zuvor fand ich Gerätetraining noch voll doof. Aus Versuchen in vergangenen Jahren etwas gegen mein noch vieles Fett (ich wog nach Hungerei und Partyexzessen die eigentlich ersehnten 50 kg) zu tun hatte ich gelernt, dass das nichts bringt. Man geht zum Sport, den nächsten Tag auf die Waage – Und es ist nicht ein einziges Kilogramm Körpergewicht weg.

Doch jetzt war es anders… Ich hatte mich bereits seit Februar mit dem regelmäßigen Joggen angefreundet und eine Leidenschaft dafür entwickelt. Diese sorgte dann dafür, dass ich es nicht mehr schaffte, nichts zu essen. Drei Jahre Raubbau gingen dieser Zeit voraus und durch den begonnenen Sport wollte ich meinem Körper etwas wiedergeben, da ich auch etwas von ihm forderte: Nämlich sich zu verbessern. Zuerst war es meine Leistung beim Laufen und nun das Erreichen eines trainierten, muskulösen Körpers.

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Erfahrungen im Wettkampf Bodybuilding für Frauen

Ich erhielt meinen ersten Trainingsplan, den ich meinem damaligen Freund nach 14 Tagen alleine mit Google um die Ohren warf, da ein Freihantelplan viel besser zu meinem Ziel passen würde. Eine Stunde später im Training erschlug ich mich dann zum ersten Mal mit 15 kg beim Langhantel Bankdrücken und rief um Hilfe. Ich bekam durch meine Recherchen bald mit, dass es nicht nur die bekannte Bodybuilding Klasse für Frauen gab, die die Bildzeitung gerne in Form von mieser  Meinungsbildung veröffentlicht, sondern auch Klassen, die weniger Muskulatur erfordern – Tooot schick! Ich war hin und weg, druckte mir das Foto einer Athletin aus und hängte sie auf.

Ich fand mich perfekt. Ich wog mein komplettes Essen ab und zählte Kalorien. Ich trainierte 7 Tage die Woche… Manchmal ging ich morgens laufen, abends trainieren und sonst eben noch 1 bis 1,5 Stunden laufen, nachdem das Krafttraining erledigt war. Besser wurde dies schon, als ich dann täglich im Wechsel lief und mein Krafttraining machte. Ich war sehr streng zu mir und wünschte mir, lockerer zu werden. Ich wollte mehr Muskeln. Wer mehr Muskeln will, muss essen. Außerdem wollte ich auch im Laufe der Jahre wieder gesellschaftsfähig werden und mich nicht aus allem raushalten. Manche von Euch werden wissen, was ich meine. Als ich dann durch gesellschaftliches Leben (essen gehen, mal wieder Cocktails trinken) zunahm, war ich immer hin und her gerissen zwischen wieder abnehmen zu wollen oder ordentlich aufzubauen. Immer mit dem Gedanken, dass ich irgendwann auf die Bühne will, wenn ich in Form bin. Der Gedanke ließ mich nicht los. Irgendwann bekam ich mit, dass man sich dann in der Regel an einen Coach wendet und ich merkte mir die einzige Person in der Nähe, die da einen Namen hatte für später vor.

Ernährung für Wettkampf Bodybuilding Frauen in der Figurklasse

Inzwischen hatten wir das Jahr 2011 und ich hatte auch schon einen Wettkampf besucht. Da ich schon ziemlich schnell ein gutes Kreuz hatte, setzte ich mir die Figurklasse als Ziel und dachte nach dem Besuch des Wettkampfes auch, dass ich es schaffen könnte, mich nicht lächerlich zu machen, wenn ich es angehe.

Es folgte in den Jahren 2012/2013 durch eine Begegnung der Albtraum meines Lebens. Ich existierte nicht mehr, ließ unglaubliche Dinge mit mir machen, mir gefallen. Ich war wie gelähmt, bin ich doch eigentlich stark und weiß, was ich will – Auch wenn ich durch meine Schüchternheit anders wirke. Als ich es aus diesem Strudel und weg vom Albtraum schaffte, stellte sich mir die Frage, wie ich wieder ich werde… Frei, locker, positiv und mit Leben gefüllt. Der eine Gedanke war eine aufarbeitende Therapie, der andere: Verwirkliche Deinen Traum und lebe absolut für Dich! Also habe nach dem Besuch der nächsten Bodybuilding Meisterschaft im Jahre 2013 Freunde von mir eingesammelt und die vorgemerkte Profibodybuilderin hier aus der Nähe aufgesucht.

Ich landete leider bei einer Person, die uns ausnahm, Müll erzählte, mich 11 Monate vor dem angepeilten Wettkampf schon zu wenig essen ließ, obwohl ich aufbauen wollte, mich unter anderem einen Ganzkörperplan mit 5 x 5 an 5 Tagen aufeinander trainieren ließ (auch für den Bizeps, seitdem ist mein rechtes Handgelenk nicht mehr optimal fit) – Aber Hey dachte ich mir, sie ist Profi, sie wird irgendwas wissen, was ich nicht weiß. Also fand ich mich 9 Monate vor Wettkampf bei meinen 6 Stunden Cardio (im Aufbau!) in einem Schwitzanzug wieder! Aber sie wird das schon wissen… Ich habe sie bezahlt… Und das doch nicht, um zu machen, was ich jetzt für richtig halte… Auch meine 4 Freunde setzten alle ihre Vorgaben treudoof um. An dem Tag, an dem ich hörte, dass sie Verbandsgelder veruntreute, alle Leute ausnimmt, alle Betreuten die gleichen Pläne erhalten und sie Nachfragen und Kritik auch nicht duldete, kündigten wir die Zusammenarbeit und sie hatte Gewinn an unserer Vorauszahlung, die wir nie wieder sahen.

Danach verbrachten wir 5 Wochen mit einem Athleten, der auch nicht gerade – entspannt und hilfsbereit – war und auch das schnelle Geld sah. Dieser setzte uns im Juni, 26 Wochen vor Wettkampf, auf Diät, eine andere Chance als Härte hätten wir alle nicht. Nach den 5 Wochen haben wir uns auch von ihm getrennt und dann verblieb nur noch ich, die noch die Kraft und den Willen hatte, weiterhin eine Diät durchzuziehen. Ich wechselte also Ende Mitte 2014 zu einem sehr lieben Paar aus Kiel, die mit mir die Vorbereitung fortsetzten.

Ich war inzwischen in besserer Form und von Huhn-Reis-Bohnen aus meinen ersten 5 Diät-Wochen total überzeugt. Das Paar ließ mich nun auch Salat essen und Whey Protein trinken. So einen großen Schub wie mit Reis-Huhn gab es jedoch nicht mehr, obwohl ich ohne den gezählten Salat weiterhin nur rund 1100kcal aß. Seit Juni… Ich war ausgelaugt, es war alles anstrengend. Ich verbrachte bereits seit dem 01.12.2013 3 Stunden am Tag im Studio, musste den Haushalt schaffen, den Einkauf, vorgekocht immer alles dabei haben, meiner Arbeit nachgehen, Formchecks machen und alles organisatorische bedenken, wie einen Wettkampfbikini zu bestellen, Farbe und was man alles so braucht.

Wettkampf Fokus auf meine Art…

Ich hasste inzwischen nicht nur Essen, Menschen die essen, sondern Menschen an sich. Alles was nervte, bremste und was auch nur Minuten kostete, ließ ich zurück. Ich habe mich vier Monate mit niemandem mehr verabredet, nur noch funktioniert. Die ganzen sich wiederholenden Fragen, Aussagen wie ich solle mal wieder mehr essen, ich sähe doch schon gut aus, ob das noch gesund wäre, Gerüchte auf der Arbeit ich hätte vermutlich Magersucht… Alles war zuviel… Ich wollte nicht an den Strand, ich wollte auf die Bodybuildingbühne und mich nicht zum Horst machen. Ich wusste, alle meinen es gut und lieb und aufbauend, aber so kam ich nicht weiter. Auch die Diät gefiel mir nicht. Es lief einfach nicht. Ich war dünn und schlaff, die Beine weiter dellig. 5 Wochen vor Wettkampf war ich inzwischen so gereizt und genervt, dass ich zwei Tage bewusst NICHTS machte. Ich wollte es schaffen, aber nun auf meine Art! Ich arbeitete und dann legte ich mich schlafen.

Am dritten Tag begann ich mit Reis-Huhn-Bohnen, hängte das mich total stressende Cardio, das mich nicht besser in Form brachte, an den Nagel und hatte plötzlich durch meinen Weg wieder Freude. Keinen täglichen Pustebauch mehr durch den Shake und den Salat, es gab wieder Fortschritte und auf einmal voll den Schub an den Beinen bzgl. der Dellen – cool!

Frau auf Cardiogerät bei Wettkampf Bodybuilding

Dann hatten wir November 2014. Die letzte Woche vor Wettkampf stand an, die Woche vor dem 1. Int. Niedersachsen Cup in Salzgitter, der Landesmeisterschaft für Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklemburg-Vorpommern, Berlin, Sachsen und Hamburg. Dort nimmt man teil, um sich für die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren.

Ich hatte mir zwei Wochen Urlaub aufgespart. Ich saß zu Hause, trank Unmengen Wasser, machte mein Entladetraining. Dann war es soweit. Nur noch ein Tag lag vor mir. Ein guter Freund kam abends, um mich nach Rasur und Peeling anzumalen – mit einer Lackrolle und zwischen den Schichten zu föhnen, da mir so kalt war. Da musste ich irgendwie lachen, was für verrückte Sachen man doch macht. Ich fand es nur noch irre. Ein bekloppter Sport. Man hungert Monatelang, trainiert und funktioniert, lässt sich anmalen, investiert viel Geld und das nur, um 5 Minuten auf der Bühne zu stehen und sich zu zeigen.

Die Nacht habe ich dann kein Auge zugemacht. Am nächsten Tag kamen er und ein weiterer Freund, um mich abzuholen und die 3 stündige Fahrt in Angriff zu nehmen. Mir war furchtbar schlecht vor Aufregung. Dort angekommen habe ich mich angemeldet, Backstage einen Platz gesucht und bin an vielen nackten Menschen vorbei, an denen mit Rollen Farbe aufgetragen wurde, die Süßigkeiten dabei hatten und nur noch davon sprachen, was sie später alles essen würden. Als es soweit war und ich hinter der Bühne zur Vorwahl stand, wollte ich am liebsten verschwinden. Ich. Im Bikini. Vor einem Haufen Menschen – Ich gehe ja nicht einmal ins Freibad und jetzt würde ich zu Präsentationszwecken dort stehen! Puuuuh… Okay, Valentina meinte, jetzt gäbe es kein Zurück, als ich fragte, ob ich nicht wieder gehen könnte – Und dann stand ich da. Die Schweinwerfer blendeten mich, was ich von Vorteil fand, da ich so nicht sehen konnte, wer mich alles ansah. Ich brachte die Posen, es ging unheimlich schnell und schon ging ich wieder von der Bühne. Die erste Runde überstanden, war ich dann kurz high und nahm mir vor, was ich im Finale gegen meine 3 Mitstreiterinnen verbessern könnte. Und wer hätte es gedacht, ich habe meine Klasse tatsächlich gewonnen. Ich bin ja eher verhalten und ruhig, aber innerlich war ich soooooo stolz auf mich, dass ich meine Vorbereitung bei so vielen Stolpersteinen durchgezogen hatte und nie aufgab, sondern immer nach vorne gesehen habe.

Nun waren es noch 7 Tage bis zur Deutschen Meisterschaft. Der ganze Entwässerungs- und Entladevorgang wiederholte sich. Leider war es nicht optimal für mich, so dass ich auf der Deutschen Meisterschaft nach einer harten Woche, in der der Hunger nochmals größer war, als die ganzen 11 Monate zuvor, verwässert auf der Bühne stand. Ich hätte mir gewünscht, dass mich jemand gewarnt hätte, denn dann wäre ich nicht gestartet – So wollte ich mich niemals auf einer Bühne präsentieren. Die Dellen an meiner Problemzone waren stark da und ich lieferte ein sehr schlaffes Bild. Trotzdessen wurde ich 7. von ich glaube 14, was ich beeindruckend fand und mir vollen Auftrieb gab, mich zu verbessern und zu zeigen, was ich kann!

Nach Ende der Saison erwischte mich, was fast alle erwischt – zumindest neue Athleten: Ich hatte neue Kämpfe auszutragen. Ich hatte kein Bild mehr davon, was ein „normaler Körper“, eine „normale Form“ ist, eine „normale“ Menge essen. Ich wollte gesund und ausreichend essen, nicht zunehmen, die Form halten, aber auch genug essen, um aufzubauen. Ich wollte nicht als maßlos verurteilt werden und ich wollte auf jeden Fall Herbst 2015 in viel besserer Form wieder starten!

Fazit

Ihr seht also, dass es ein sehr langwieriger und anstrengernder Weg zum Ziel. Das Wichtigste dabei ist jedoch, egal ob Wettkampfbodybuilding oder eifnacher „Fitness Lifestyle„, am Ball zu bleiben und sich nicht durch kleine Stolpersteine ausbremsen zu lassen.

Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, lassen sich schöne Dinge bauen.

Also bleibt am Ball, zieht euer eigenes Ding mit der nötigen Motivation und der nötigen Selbstdisziplin durch. Abgerechnet wird auf der Bühne.