Bei vielen sportlichen Betätigungen kann es passieren, dass der Kopf einen Treffer abbekommt, sei es durch eigene Unachtsamkeit oder voluntäre oder versehentliche Fremdeinwirkung.

Nicht viele kennen sich mit diesem Thema aus, und auch um mein eigenens Wissen wieder aufzufrischen (das tut man ja besonders gut in schriftlicher Form und unter Verwendung eigener Worte) werde ich im folgenden versuchen, das Thema etwas zu beleuchten.

Zitat:

Als Commotio Cerebri (Gehirnerschütterung) wird ein plötzlicher, vorübergehender Bewusstseinsverlust im Gefolge eines Schädeltraumas bezeichnet, der oft mit einer Amnesie vergesellschaftet ist.
Aus: [1], S. 2636

Doch nicht immer ist eine Gehirnerschütterung mit einer Ohnmacht oder Amnesie verbunden, daher spricht man in diesen Fällen auch von einem „leichten Schädel-Hirn-Trauma“ oder einer sog. „mild traumativ brain injury“ (MTBI) (vgl. [2]).

Man teilt die sportbedingten leichten SHTs folgendermaßen in drei Schweregrade ein (vgl. [2]):
– Grad 1
Dieser Grad tritt am häufigsten auf, ist aber im Gegenzug nicht einfach zu erkennen. Es tritt keine Bewusstlosigkeit auf, schlimmstenfalls treten leichte Bewusstseinseinschränkungen auf (z.B. Unaufmerksamkeit, Konzentrationsstörungen, o.Ä.), die betroffenen klagen oft über ein kurzfristiges „Klingen im Kopf“. Nach spätestens 15min sind keine Symptome mehr nachweisbar. (vgl. [2])
– Grad 2
Ähnlich Grad 1, die Symptome sind auch nach 15min noch vorhanden. Die Konzentrationsfähigkeit ist deutlicher reduziert und es tritt auch häufiger eine posttraumatische Amnesie auf. (vgl. [2])
– Grad 3
Bewusstlosigkeit unbestimmter Dauer. (vgl. [2])

Zeichen eines SHTs: (aus: [2], S. 65)

Verzögerte Antwort auf Fragen oder Instruktionen
Unaufmerksamkeit
Desorientiertheit (z.B. Ort, Datum, Zeit)
Sprachstörungen
Koordinationsstörungen (z.B. Gehen auf einer Linie)
Gedächtnisstörungen
Verlust des Bewusstseins
Starrer Blick
Störungen der Emotionalität

Richtlinien zur Untersuchung für Nichtärzte z.B. am Spielfeldrand: (aus: [2], S.66)
– Orientierung (z.B. Zeit, Ort, Situation)
– unmittelbares Gedächtnis. Wiederholung von fünf Worten in drei Durchgängen
– Überprüfung der Konzentration durch Rückwärtsaufsagen von 3-6 Zahlenreihen sowie dem Rückwärstaufsagen der Monate
– Gedächtnis (z.B. Details des Wettkampfes)
– eine orientierende neurologische Untersuchung mit der Frage nach Bewusstseinsstörungen, Gefühls- und Koordinationsstörungen sowie Kraftprüfungen
– Belastungstest in Form von Sprints und Kniebeugen, Auftreten von assoziierten Symptomen wie Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit usw. sowie
– eine erneute Gedächtnisprüfung der im ersten teil vorgegebenen Wörter

Ist ein SHT evident, muss der Sportler einer Untersuchung durch einen Arzt unterzogen werden [2].

Second impact Syndrome (SIS)

Zitat:

Das so genannte Second-impact-Syndrom ist durch eine dramatische Anschwellung des Gehirns im Anschluss an eine leichte Kopfverletzung charakterisiert, die sich mit einer frischen Commotio zeitlich überschneidet.
Aus: [1], S. 2640

Daher sollte mMn ein Sportler, der noch unter Symptomen eines leichten Schädel-Hirn-Traumas leidet, von weiterer sportlicher Aktivität absehen, wie auch in [2] empfohlen.
Andere Autoren (vgl. [1]) erheben keine Einwände gegen ein weiteres Training nach einer Gehirnerschütterung, empfehlen dennoch eine mehrtägige Pause vor der Trainingswiederaufnahme.
Zitat:

Sollte es zu einer weiteren Commotio kommen oder neurologische Symptome persistieren, so empfiehlt sich eine mehrwöchige Ruhepause.
Aus: [1], S. 2640

Literatur[1] Ropper A.H. (2005). Schädelhirntrauma. In Dietel M. (Hrsg.), Suttorp N. (Hrsg.), Zeitz M. (Hrsg.), Harrisons Innere Medizin – Band 2. 16. Auflage. (S.2636-2640). ABW Wissenschafts-Verlag: Berlin[2] Holzgraefe M., Otto M. (2003). Leichtes Schädel-Hirn-Trauma. In: Reimers C.D. (Hrsg.), Broocks A. (Hrsg.), Neurologie, Psychiatrie und Sport. (S.64-71). Thieme: Stuttgart